Kunsttechnologische Untersuchung der Skulpturen von Cy Twombly in der Sammlung Brandhorst
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Kunsttechnologische Untersuchung der Skulpturen
von Cy Twombly in der Sammlung Brandhorst
Laufzeit (2018 – 2020)

Projektträger:
Doerner Institut
Bayerische Staatsgemäldesammlungen

Das Werk des 2011 verstorbenen amerikanischen Künstlers Cy Twombly bildet in der Sammlung Brandhorst seit Mitte der 1960er Jahre einen konstant gewachsenen Sammlungsschwerpunkt. Im Zentrum des restauratorischen Forschungsprojekts steht Twomblys Skulpturenkonvolut, das insgesamt 18 Arbeiten aus zwei Werkgruppen umfasst.

Zum einen verfügt die Sammlung Brandhorst über zehn weiß gefasste sogenannte „Originalskulpturen“, die in der Manier einer Assemblage aus zusammengetragenen Objekten – wie etwa Holzkisten oder Pappschachteln – aufgebaut und mit Spachtelmassen und weißer Farbe bearbeitet sind. Oft ist der unter den sichtbaren Schichten liegende, tragende Kern nicht mehr ablesbar, über Twomblys Arbeitsweise ist wenig bekannt. Detailwissen über den künstlerischen Werkprozess und die verwendeten Materialien sind für die dauerhafte Stabilität der weißgefassten Originalskulpturen von erheblicher Bedeutung: Ein Großteil der Werke besitzt eine hohe Fragilität, die im Vorgehen des Künstlers beim Zusammenfügen der einzelnen Werkteile zu einer Trägerstruktur und in der anschließenden Bearbeitung der Oberflächen ihre Ursache hat. So bilden die weißen Fassungen durch die stark plastische Aufschichtung der Spachtelmassen und Farben ein spannungsreiches und empfindliches Gefüge. Die gefassten Skulpturen sind eigenständige Kunstwerke, dienten jedoch zugleich oft als Modelle für Bronzeabgüsse, die Twombly häufig erst Jahre später in verschiedenen Gießereien in niedriger Auflage fertigen ließ. Acht dieser Bronzeabgüsse bilden die zweite Werkgruppe innerhalb des Skulpturenkonvoluts. Alle Bronzeplastiken sind gussrau belassen, d. h. sie wurden nach Abschlagen der hellen Schamottemasse nicht weiter gereinigt oder, wie für klassische Bronzen üblich, glattpoliert. Die Oberflächen präsentieren sich mit unterschiedlich geartetem Erscheinungsbild. Es gibt sowohl Bronzen mit markanten, blätternden Schamotterückständen als auch Werke mit puderigen Oberflächen, die sich beide durch eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Erschütterungen und Berührungen auszeichnen.

Im Rahmen des Forschungsprojekts sollen kunsttechnologische Untersuchungen entscheidend zur Klärung material- und herstellungstechnischer Fragestellungen beitragen. Die naturwissenschaftlichen Analysen – z. B. zur Bestimmung der Legierungszusammensetzung der Bronzen oder der Farb- und Bindemittel bei den Originalskulpturen – werden größtenteils von der naturwissenschaftlichen Abteilung des Doerner Instituts durchgeführt. Ergänzend dazu erfolgen Untersuchungen durch externe Spezialisten. Die Forschungsarbeiten der Restauratorinnen umfassen auch den Austausch mit anderen Institutionen mit Fokus auf Twombly-Skulpturen sowie die Befragung von Weggefährten des Künstlers (Assistenten, Sammler, Galeristen, Kunstgießereien). So soll ein möglichst vollständiges Bild von der Genese der Skulpturen entstehen. Für den langfristigen Erhalt der hochfragilen Kunstwerke gilt es zudem aus dem Blickwinkel der konservatorischen Betreuung, Aspekte wie Erhaltungszustand, Materialalterung und die Legitimität von intervenierenden restauratorischen Maßnahmen zu erforschen und zu diskutieren.

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts werden gegen Ende der Projektlaufzeit publiziert.